Gestern habe ich Erbsen und Bohnen gesät. Ein Feldversuch zur Frage: Können wir uns klimatisch schon an Westeuropa orientieren?
In England säen manche Gemüsegärtner schon im Spätherbst erste Sätze von Erbsen und Ackerbohnen, um im nächsten Jahr möglichst früh die ersten Ernten einzufahren. Denn sowohl bei Bohnen als auch Erbsen gibt es besonders kältetolerante Sorten, die auch bei Temperaturen im einstelligen Bereich keimen. Die kleinen Pflänzchen überstehen sogar leichte Minusgrade. Immerhin: gegenüber den frühesten Saatterminen im Frühjahr bringt die Herbstsaat bis zu vier Wochen Vorsprung. Frische Erbsen und Bohnen schon im Mai? Da kommt man als Selbstversorger schon mal ins Träumen.
Ermöglicht wurde die Herbstsaat von Erbsen und Bohnen auf der Insel traditionell durch das atlantische Klima mit seinen mild-feuchten Wintern. Anders als im kontinentalen Nordostdeutschland sind in England Dauerfrost und Temperaturen im zweistelligen Minusbereich die Ausnahme. In den letzten Jahren fühlten sich unsere Winter aber auch wie Dauerurlaub am Atlantik an – feucht, stürmisch, mild. Warum also die englische Methode der Herbstsaat nicht auch hier ausprobieren? Mehr als ein paar Saatkörner gibt es nicht zu verlieren.
Die unempfindlichsten Erbsen sind Schalerbsen. Anders als Mark- oder Zuckererbsen vertragen sie Frost bis -5 °C. Von diesem Typus habe hatte ich zufällig drei Sorten in meiner Samen-Schatztruhe: „Allerfrüheste Mai“, „Kleine Rheinländerin“ und „Frühe Harzerin“. Normalerweise sät man sie im zeitigen Frühjahr (März). Dagegen gelten Ackerbohnen generell als frosthart, mehr noch als Schalerbsen. In England gibt es richtige Wintersorten – die beliebteste heißt „Aquadulce Claudia“. Hatte ich aber leider nicht zur Hand, nur „Dreifache Weiße“ und „Hangdown“.
So füllte ich denn also gestern die Hälfte einer Anzuchtplatte mit Allzweckkomposterde, säte die genannten drei Erbsensorten und zwei Ackerbohnensorten, goss gut an und stellte die Platte ins Gewächshaus (ein paar Grad mehr tagsüber schaden sicher nicht). Der Plan ist, in ein paar Wochen die Hälfte der kleinen Pflanzen bei frostfreiem Wetter ins Beet zu verpflanzen und die andere Hälfte zum Vergleich in den Anzuchttöpfchen zu lassen. Mal sehen, ob eine der Varianten funktioniert – ich werde berichten!
P.S. Spaßeshalber habe ich – für englische Verhältnisse früh – am 11. Oktober schon einen Satz Ackerbohnen („Meteor“) direkt ins Beet gesät. Diese sind halbwegs gut aufgelaufen, dann aber wurden einige Pflänzchen angefressen (Vögel, Schnecken, Mäuse?). Die kleineren habe ich daher vorsichtshalber mit Plastikflaschen geschützt (siehe Foto). Eine weitere Vergleichsgruppe zum Thema Herbstsaaten…